Ich schreibe diesen Eintrag mit wunderschönem Blick über den Savansee, vollem Magen, schmerzen in allen Knochen, dem Zelt bereit und dem Moped erschöpft neben mir am tuckern.
Seit zwei Tagen bin ich in Armenien. Habe schon fünf weitere Zweiradreisende getroffen. Unglaubliche Landschaften, tödliche Straßen und Sprittpreise die einen in Angst und Schrecken versetzen... 90 Cent/L!
Yerivan ist eine wirklich schöne Stadt! Aber alles ist so unglaublich verschieden zu dem was ich die letzten zwei Monate erlebt habe. Kulturschock... das habe ich nicht erwartet!
| Schon die ersten Kilometer in Armenien sind sehr vielversprechend! |
Von Yerivan soll es auf einer Piste etwa 40km über den Berg Azhdahak I bis Gavar gehen. Wieder runter von den grausigen Hauptstraßen.
"Niet, niet!" ruft der Bauer mir entgegen. Er deutet auf den Weg den ich grade befahren will und kreuzt die Arme zu einem "X". Ich versuche ihm zu erklären, dass das überhaupt kein Problem ist. Ich habe gute Federwege und ich möchte ja auch was erleben. Schließlich bin ich die letzten Tage auch schon die gestrichelten Pisten auf der Karte gefahren. Kein Thema.
Nomadenzelte, Kuh- und Schafherden sind auf den Herrlich grünen Wiesen der Berghänge verteilt. Der Pfad gabelt sich alle paar Meter also ist großes Rätselraten angesagt im im Zickzack zwischen den Hirten fahren um möglichst oft nach dem Weg zu fragen. Die sind aber oft keine große Hilfe. Zwar freundlich aber sie zeigen einfach auf die Bergspitze 3597m hohe Bergspitze und deuten mir an, dass ich die auf der nördlichen Seite umfahren soll... Danke ;)
Bevor ich den Pass erreiche muss ich einen Fluss, unzählige Bäche durchfahren und ein Schneefeld überqueren. Vier Stunden sind schon vergangen und ich habe noch zwei drittel vor mir.
| Der erste steile Anstieg |
| Selbstverständlich gräbt sie sich auf den letzten Zentimetern bis auf die Schwinge ein! |
Da sehe ich den See! Endlich ein Ziel aber leider kein Weg in Sicht. Also Querfeldein über Wiesen, Streinfelder, und stürzende hänge langsam Bergab. Es ist schon 18:00. bald wird es Dunkel und hinter mir zieht (natürlich!) ein Sturm auf. Ich sollte mir also einen Platz zum zelten suchen. Aber hier am Hang ist nichts mit Zelten. Es geht unglaublich steil abwärts durch 40cm tiefe Rillen die vom Schmelzwasser in den Hang gefressen wurden. Millimeterarbeit während ich Stück für Stück die 270kg Richtung Tal befördere.
Da ruft plötzlich jemand! Ein Hirte kommt auf mich zu. Er bestaunt ungläubig meine Maschiene und zeigt dann fragend Richtung Pass. Ja, da komme ich her ;)
Hier Zelte ich und er hat mir freundlicherweise einen Weg gezeigt den ich morgen früh antreten kann.
| Die Ruhe vor dem Sturm |
Am Abend liege ich im Zelt und dann geht's los! Der Wind peitscht den Regen gegen die Zeltwand und schlägt die Zeltstangen mit jeder Böe bis auf den Boden. Wasser tropft herein und ich bete einfach, dass das Material hält und dass das Motorrad stehen bleibt. Nach drei Stunden flacht es langsam ab und ich kann etwas lang ersehnten Schlaf bekommen.
Am nächsten Morgen sieht es nicht rosig aus. Es regnet und der Boden ist nass und weich was die Abfahrt wohl nicht erleichtern wird. Um 10:00 Uhr klärt der Himmel etwas auf und die Sonne zeigt sich sogar. Nichts wie raus, alles einpacken und los.
500 Meter weiter werde ich von Hirten auf einen Kaffe eingeladen. Kaum sind wir in der Hütte geht der Regen wieder los. Habe ich ein Glück!
Ein paar Stunden später gehts dann weiter. von hier an ist es nicht mehr all zu steil. Dafür aber arg rutschig! Nachmittags erreiche ich dann endlich wieder Asphalt... Seit über 24 Stunden kann ich wieder in den zweiten Gang schalten!! Kurz nach dem Weg gefragt, ein Vodka gekippt (der hat hier den Chai der letzten zwei Monate abgelöst) und dann los Richtung Tiblisi, Georgien.
| Da ist der Berg hinter mir! |
Ein Kraftakt, Willensprobe, unbezahlbares Fahrtraining und absolute Befriedigung... DAS IST ABENTEUER!!!!





